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Von den Stätten gewerblichen Fleisses

Opfiker Land- und Forstwirtschaft
In unserer Gemeinde bestehen heute ein gutes Dutzend landwirtschaftliche Betriebe. Im Jahre 1929 dagegen waren es etwa 80, von denen 50 hauptberuflich betreut wurden. Zur Jahrhundertwende aber hatte die ganze Ortschaft, einschliesslich Glattbrugg, noch den Charakter einer rein bäuerlichen Siedelung. Erst recht traf das zu für die Zeiten, in denen es noch keine Industrie gab und auch das ländliche Gewerbe durch die Zünfte noch stark eingeschränkt war. Darüber, wie die Opfiker damals lebten und wirkten, gibt es wenig Nachricht; doch ist anzunehmen, dass auch für sie gilt, was über das Zürcher Unterland allgemein überliefert ist.

Die Zeit vor 1700
Damals hatte der Getreidebau weit überwiegende Bedeutung, wogegen Milch nur für den eigenen Bedarf produziert wurde. So besass z. B. Oberglatt um 1560 herum 90 ha Ackerland und nur 22 ha Wiesen. Im Interesse der Landesversorgung war eine Verminderung der Ackerfläche während Jahrhunderten verboten. Für deren Bewirtschaftung aber bestand der Dreizelgenzwang: Das Ackerland der Gemeinde war in drei etwa gleichgrosse Gebiete eingeteilt, von denen im alljährlichen Turnus das eine mit Wintergetreide, das zweite mit Sommergetreide und Hackfrüchten (Rüben, Erbsen, Bohnen etc.) bepflanzt wurde, während die dritte Zeig brach lag und, soweit darauf Gras, also Unkraut wuchs, als Viehweide diente. Über die mutmassliche Aufteilung der Ackergebiete unserer Gemeinde in die drei Zeigen orientieren die Abschnitte «Die alte Dorfgemeinde Opfikon» und «Oberhausen erhält ein Dorfrecht» im geschichtlichen Teil dieser Schrift.

Daneben gab es an vielen Orten Wässerwiesen, für welche spezielle Wasserrechte galten. Schon 1504 erhielt z. B. das Schloss Rohr, dessen Spuren noch heute im umzäunten Flugplatzgebiet sichtbar sind, das Recht, den Klotener Bach zum Wässern zu benützen. Im übrigen suchte sich das Vieh auf der Allmend, im Ried und Wald das Futter, an letzterem Ort dem Holz grossen Schaden zufügend.
Dem Gemüsegarten war auf jedem Hof eine Hanf- oder Flachspünt angegliedert.
Für die Schweinemast aber waren die Eichenwälder, von denen unsere Gemeinde einen stattlichen Bestand aufwies, von solcher Bedeutung, dass deswegen sogar die Gerichte zu tun hatten. In Oberhausen bestanden vor allem zwei grosse Höfe, von den Familien Wüest und Bentz als Erblehen des Grossmünsterstiftes betreut. Anno 1477 trugen sie gegeneinander einen Streit aus wegen Eicheln- und Buchnüsselesen im gemeinsamen Hofwald.

Nach 1700
Die Zunahme der Bevölkerung verlangte eine wirtschaftlichere Nutzung des Bodens. Zu ihrer Förderung entstand in Zürich die ökonomische Gesellschaft, in deren Bestrebungen sich der Stadtbürger H. K. Hirzel und der Musterbauer J. Guyer, genannt Kleinjogg, hervortaten. Die Brachzelgen wurden mit Klee und den langsam aufkommenden Kartoffeln bepflanzt, und ganz allgemein bürgerte sich ein vermehrter Fruchtwechsel ein. Das Vieh blieb im Stall, so dass der Mist zur Düngung der Äcker Verwendung finden konnte. Die Allmenden wurden aufgeteilt zur intensiveren privaten Nutzung. – Dieser ganzen Entwicklung wirkten indessen der rechtlich starre, durch die Dreifelderwirtschaft bedingte Flur- und Wegzwang und die Zehnten-Vorschriften, aber auch die überlieferten Gewohnheiten stark hemmend entgegen. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts klagte die Behörde über die Zähigkeit der alten Arbeitsmethoden im Unterland.

Die Viehzucht erfuhr nun allgemein eine Ausdehnung auf Kosten des Ackerbaues, wobei aber weniger die Milcherzeugung als die Mast im Vordergrund stand. Im Frühjahr wurde Jungvieh zugekauft und im Herbst wieder abgestossen. Dieser Einkauf fremder Tiere verursachte im ganzen 18. und teilweise auch noch im 19. Jahrhundert das Einschleppen von Seuchen. So berichtet Pfarrer Brennwald im Stillstandsprotokoll von Kloten über einen «anno 1757-1758 in Opfiken ‚grassierten vihepresten»:

«Als der L. Gott die gemeind Optiken mit einer schädlichen seüche am vihe heimgesucht, wordurch 24 bürger übel beschädiget worden, als welche in allem 44 stüke vihe verloren haben, von denen 7 stier, 25 kühe und 4 kälber verlochet, 7 stier aber, 4 kühe und 1 kalb zwar noch geschlachtet, aber wenig darauss gezogen worden, welcher schaden allzu gering von denen redlichen leüthen allda, namlich auf 678 gulden geschätzet worden, ward ihnen von der hierüber und wegen anderen das land betroffenen üblen in der statt aufgehebten steür zum antheil 345 gulden.»

Es folgt dann die genaue Angabe des Verteilmodus. Von den Geschädigten erhielten die Gut-situierten 18 Schilling pro Gulden Schaden, die weniger Bemittelten 19-2o, die Armen aber 20 und mehr (der Gulden zu 40 Schilling). Pfarrer Brennwald schloss seinen Bericht mit der Bitte: «Gott wende dergleichen unfälle fürohin in gnade von uns ab.»

Milchgenossenschaft
Im Jahre 1843, also etwa zur Zeit, als Jeremias Gotthelf seine Erzählung «Die Käserei in der Vehfreude» schrieb, entstand an der Mettlengasse im Opfiker Unterdorf eine Sennhütte zur Verarbeitung der im Haushalt nicht benötigten Milch zu Magerkäse und Butter. Ab 1845 wurde auch Fettkäse und später auch Limburger erzeugt. (Das Häuschen mit aufgestockter Wohnung steht noch heute, dient aber seinem ursprünglichen Zwecke nicht mehr, seit 1954 an der Dorfstrasse die neue, modern eingerichtete Sennerei entstand.) Die Kühleinrichtung, benötigt zum Frischhalten der Abendmilch bis zum kommenden Morgen, war in der kleinen Käserei auf einfachste Weise dadurch geschaffen, dass man den mit konstanter Temperatur stets reichlich fliessenden Bach des im Kapitel «Wasser» beschriebenen Wunderbrunnens direkt durch den Keller leitete.
Schon 1847 begann man aber auch, Konsummilch nach Oerlikon zu liefern, und ab 1873 gehörte es zu den alljährlichen wichtigen Geschäften der Genossenschaft, den Milchpreis mit dem belieferten Händler auszumarkten. Dieser Vorgang, der die Gemüter zeitweise ziemlich zu erregen vermochte, fand sein Ende, als 1938 der Milchverband die Regelung des Milchpreises übernahm. Seit 1914 arbeitete die Genossenschaft stets mit der Molkerei Peter in Oerlikon, später in Glattbrugg zusammen. 1949 übernahm dann die erstere selber den Detailverkauf im rechtsufrigen Dorfteil, während Peter den linksufrigen Teil weiter betreute.

Ackerbau und Milchwirtschaft
Wir sind unsern Bauern zu grossem Dank verpflichtet, dass sie uns während den beiden Weltkriegen durchgehalten haben. Besonders der zweite hat ihnen gewaltige Anstrengungen auferlegt. War der Ackerbau zuvor ständig zurückgegangen zugunsten der Milchwirtschaft, so erfuhr nun die Getreidekultur nach Plan Wahlen wieder eine starke Ausdehnung. 1884 besass unsere Gemeinde etwa 70 ha Ackerland, 1934 nur noch 57 ha, 1946 aber 139 ha und heute immer noch 85 ha. Der Viehbestand betrug 1936: 373 Stück Rindvieh, wovon 201 Kühe, 1968 dagegen noch 227 bzw. 172 Stück. Wir sehen, der Ackerbau liegt heute bedeutend über dem Vorkriegs-Umfang, während die Zahl der Milchspender sich vermindert hat, wobei allerdings der Ertrag pro Kuh im Durchschnitt grösser geworden ist.

Rebbau
Wie vielerorts hat der Erste Weltkrieg auch in Opfikon dem Rebbau ein Ende gesetzt. Auf alten Karten sind längs des Abhanges südlich und nördlich des Dorfes Rebberge eingezeichnet.
Ihr Ausmass betrug 1884 noch 4,8 ha ; 50 Jahre später dagegen war auch der letzte bescheidene Rest gerodet. Nur der Weinträger auf der Brunnensäule im Unterdorf erinnert noch an die denkwürdige Zeit der Opfiker Winzer.

Die jüngste Zeit
Eine wahre Revolution hat die Landwirtschaft während der letzten Jahrzehnte durchgemacht. Das wurde einem so recht bewusst beim Besuch des anlässlich unseres Stadtfestes 1968 eröffneten Ortsmuseums und bei der anschliessenden Besichtigung der im Oberdorf ausgestellten landwirtschaftlichen Maschinen. Am erstem Ort begegneten wir Geräten, welche 50 oder gar weniger Jahre zuvor noch allgemein in Gebrauch waren, heute aber als Museumstücke aufbewahrt werden. An die Stelle von Handwerkszeugen sind ganz allgemein Maschinen getreten. Während Jahrhunderten hatten Stiere und Kühe den Wagen und Pflug gezogen. Bei der Einbürgerung der Mähmaschine kam dann das Pferd vermehrt zur Geltung. Heute aber kommt kein Bauer ohne Traktor aus. Der rhythmische Drei- oder Vierklang der Dreschflegel ist schon lange verklungen, und nur das Sprichwort «Er isst wie ein Drescher» erinnert noch an jene schwere, appetitfördernde Arbeit.

Erste Dreschmaschine
Bereits 1903 kam die erste Dreschmaschine in unser Dorf. Heute aber wird soweit möglich der imposante Mähdrescher eingesetzt. Der Bauer ist zum Maschinisten geworden; es gibt kaum noch eine Arbeit, für die ihm nicht eine Maschine zur Verfügung steht.
Verschwunden sind auch die Naturwiesen, deren Blumenpracht einst unser Herz erfreute, verschwunden sind die Korn- und Mohnblumen der Äcker. Sie wurden als Unkraut erklärt und radikal ausgetilgt. Verschwunden sind Moor und Ried, Streugras und Schilf, so dass wir für die vielartige Tierwelt, die früher darin hauste, nicht einmal mehr ein kleines Reservat schaffen können. Der Sämann als Symbol ländlichen Wirkens ist zum Anachronismus geworden.
So hat die neue Technik das Leben des Bauern, aber auch die Landschaft grundlegend verändert. Wir können vielleicht darüber trauern; aber die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, sie ist dem Zwang der Zeit unterworfen, bei den Bauern in gleicher Weise wie auf den andern Gebieten.

Holzkorporation Opfikon
Im Jahre 1968, da unser bisheriges Dorf am Stadtrand selber eine Stadt werden durfte, konnte die Holzkorporation Opfikon bereits auf ein 132 jähriges Bestehen zurückblicken. Sie ist damit die älteste Körperschaft in unserer Gemeinde, nach der Zahl ihrer Mitglieder sicher aber auch eine der kleinsten Gemeinschaften innerhalb unserer – nunmehr – Stadtgrenzen.
Mit ihren derzeit 31 Teilhabern, wie die Korporationsgenossen heute genannt werden, ist sie an Grösse eher dem biblischen David vergleichbar; an Besitz gemessen dagegen präsentiert sie sich als wahrer Riese Goliath, gehören der Holzkorporation Opfikon doch nahezu 88 Hektaren des schönsten Waldes von ganz beträchtlichem Wert. Beinahe ein Sechstel der gesamten Bodenfläche von Opfikon-Glattbrugg ist Korporationsgut.

Vor der Gründung
Vorgängig der Erläuterung, wie die Holzkorporation anno 1836 entstanden und zu ihrem stolzen Besitz gekommen ist, dürfte es dem besseren Verständnis dienlich sein, einiges über die Zustände zu berichten, wie sie vor der Gründung dieser Körperschaft geherrscht haben. Dazu müssen wir das Rad der Zeit tüchtig zurückdrehen, zurück in jene geschichtlichen Epochen, da für die Bauern von damals das Wort Tells in Schillers Schauspiel: «... doch sie geniessen nicht den Segen, den sie pflanzen», leider weitgehend zutraf.
Der Wald galt, wie bereits im Abschnitt «Die alte Dorfgemeinde Opfikon» des geschichtlichen Teils dieser Schrift erwähnt, als Allmend und durfte daher von allen Dorfbewohnern gemeinsam genutzt werden. Diese Nutzung erstreckte sich aber nicht nur auf das Schlagen von Holz zu Bauzwecken und für die Verfeuerung.

Wald auch als Weideland
Der Wald war auch begehrtes Weideland für das Vieh, denn in den durch Kahlschlag entstandenen Lichtungen gediehen bald saftige Gräser, weil man solche Stellen nicht unverzüglich wieder aufforstete. Die Früchte der einst in grosser Zahl vorhandenen Eichen wurden als vorzügliches Schweinefutter sehr geschätzt. Die Opfiker Bauern konnten mit ihren Waldungen somit recht wohl zufrieden sein. Es ist deshalb kein Wunder, dass es sich herumsprach, mit welch beträchtlichem Bürgernutzen man in diesem Dorf rechnen durfte.

Bürgernutzen
Ähnlich wie heutzutage manch hablicher Miteidgenosse seinen Wohnsitz in einer Gemeinde mit niedrigem Steuerfuss wählt, so suchten damals weniger begüterte Landwirte in Orte zu ziehen, welche für einen ansehnlichen Bürgernutzen bekannt waren. Begreiflicherweise sahen die Alteingesessenen solche Zuzüger, Tagwener genannt, mit scheelen Augen an und behandelten sie als Dorfgenossen zweiter Klasse. Es kam schliesslich so weit, dass man mittels saftiger Einkaufsgebühren, welche verschiedentlich zwecks besserer Wirkung noch erhöht wurden, versuchte, der Einwanderung unerwünschter Nutzniesser einen Riegel zu stecken.

Nutzen am Gemeingut
Selbstverständlich bedurften solche Massnahmen der ausdrücklichen Bewilligung durch die Obrigkeit, die zum Schutze der Waldungen nun auch genaue Bestimmungen über die Holzzuteilung aufstellte, wobei den Zuzügern nur eine beschränkte Holznutzung zugebilligt wurde.
Auf diese Auf- und Zuteilung von Nutzen am Gemeingut, wobei die Anteile oder sogenannten Gerechtigkeiten zu Haus und Hof gehörten, stützte sich später das Begehren der Bauernschaft, die während der Revolutionsjahre um 1800 vorübergehend verlorenen Nutzungsgüter zurückzuverlangen und künftig als Korporationsbesitz zu verwalten.
Alle die Regelungen zur Vermeidung einer Übernutzung des kostbaren Gemeingutes konnten nicht verhindern, dass leider zu zwei Malen die Opfiker Waldungen arg geplündert werden mussten. So hatte der Dorfbrand im Jahre 1764, welchem zehn Wohnhäuser, ein Speicher und drei Trotten zum Opfer fielen, einen grossen Bedarf an Bauholz zur Folge, und die Kriegszeiten um 1798/99 mit häufigen Einquartierungen bescherten der Opfiker Bevölkerung eine böse Schuldenlast, zu deren Tilgung wiederum der Wald herhalten musste.

Helvetische Revolution
Wie bereits angedeutet, hatte die helvetische Revolution eine grundlegende Änderung in den Besitzverhältnissen zur Folge. Mit den Requisiten der vergangenen Feudalzeit wurde jetzt gründlich aufgeräumt. Die «Gnädigen Herren» der Stadt und ihre Landvögte hatten ihre Rolle ausgespielt. Im Jahre 1798 wurde die Gemeinde Opfikon, welche bisher lediglich Nutzniesserin gewesen war, Eigentümerin der Waldungen. Am liebsten hätten nun die Bürger ihre erlangte Freiheit sofort weidlich ausgenützt, das Holz unverzüglich verteilt und die erhaltenen Anteile möglicherweise in klingende Münze verwandelt. Glücklicherweise legte hier die damalige Zürcher Regierung ihr Veto ein, verbot die Gemeindewaldverteilung und dokumentierte damit, dass der Staat in Sachen Wald künftig ein gewichtiges Wort mitzureden gewillt war.

Gründung der Korporation
Zur Zeit der sogenannten Regeneration in den Jahren 1830/31, als die vorübergehend abgewerteten Ideale der französischen Revolution eine stürmische Erneuerung erfuhren, was in der machtvollen Ustertag-Demonstration der Landbevölkerung kraftvoll zum Ausdruck kam, wählten 36 Bauern zu Opfikon den einzig richtigen Weg, um wieder zu ihren altverbürgten Rechten der Waldnutzung zu gelangen. Gestützt auf einen Artikel des neuen Gemeindegesetzes von 1831 gründeten sie eine Korporation und verlangten von der Gemeinde die Ausscheidung ihres einstigen Nutzungsgutes.
Auf Grund des vom Regierungsrat des Kantons Zürich ratifizierten Ausscheidungsvertrages erhielt die im Jahre 1836 gebildete Körperschaft von der Gemeinde als wichtigste Abtretung:

  • 100 Jucharten
  • 3 Vierlig Tannen- und Föhrenholz,
  • 68 Jucharten Laubholz
  • 88 Jucharten Mattland


Pflege und Verwaltung
Als Gegenleistung hatte die Holzkorporation der Gemeinde, welcher auch ein kleineres Waldstück von zehn Juchart Fläche zugesprochen worden war, die Summe von 6000 Gulden und an den Schulfonds weitere 1000 Gulden zu bezahlen.
Von nun an pflegte und nutzte die Holzkorporation Opfikon getreu nach ihren Statuten und den forstwirtschaftlichen Direktiven des kantonalen Forstamtes, sofern sie mit dessen Ansichten einig ging, ihren Wald. Die notwendigen Arbeiten im Holz wurden gemeinsam im Frondienst ausgeführt. Den Erlös aus dem verkauften Holz verteilte man entsprechend den Gerechtigkeiten (Anteilen), die jeder Genossenschafter auf sich vereinigte. Eine dreiköpfige Vorsteherschaft, die von der Mitgliederversammlung jeweils für vier Jahre bestellt wird, erledigt die anfallenden Geschäfte und verwaltet das nicht unbeträchtliche Korporationsgut. Eine wichtige Angelegenheit ist auch immer die Wahl und Anstellung eines tüchtigen Försters.

Erhalt des Holzbestandes
Dem gut schweizerischen Grundsatz folgend, von den Vätern Ererbtes den Nachkommen ungeschmälert, nein, wenn möglich gar beträchtlich vermehrt weiterzugeben, hütet die Holzkorporation ihr Vermächtnis mit zäher Ausdauer und nicht geringem kaufmännischem Geschick. Trotzdem hat sie zu diversen Malen Haare – in ihrem Fall natürlich Holz – lassen müssen.
Einbussen an Wald- und Landbesitz brachten die sogenannte Glattabsenkung (letztes grosses Meliorationswerk im Glattal), der Bau des Flughafens Kloten, Strassenanlagen, der Schiessplatz im Rohr, die Abwasserreinigung (Kläranlage) Kloten Opfikon. Auch die Rodungen während des Zweiten Weltkrieges, als der «Plan Wahlen» zwecks Sicherstellung unserer Brotversorgung zur sog. «Anbauschlacht» aufrief, führten zu einer Verminderung des Holzbestandes.

Wald als Erholungsraum
Seit Jahren schon arbeiten die Mitglieder der Holzkorporation, wenn sie wintersüber ins «Gmei wärch» gehen und gegen Stundenlohn in der Art des ehemaligen Frondienstes im Holz draussen «gemeinsam werken», nicht mehr mit der grossen, kräfteraubenden Waldsäge. Modernste Motorfräsen und andere mechanische Hilfsmittel ermöglichen heute ein rationelles Arbeiten im Forst.
So fortschrittlich, wie die Korporation ihre Waldungen bewirtschaftet, so aufgeschlossen und neuen Auffassungen zugänglich verhält sie sich Fragen gegenüber, welche die unbestrittenen Wohlfahrtswirkungen des Waldes betreffen. Unsere Waldbesitzer wissen um die ideellen Werte ihres Gutes. Sie verstehen, dass ihre mit der Natur weniger verbundenen Mitmenschen, die Städter, in unserem Fall natürlich wohl auch viele Glattbrugger, den Wald als gesunde Ruhe- und Erholungsstätte nötig haben. Des öftern schon ist auch ortsansässigen Vereinen und der Jungmannschaft die der Korporation gehörende, schmucke Waldhütte bei der Häuligrube für romantische Festehen im nächtlichen Forst grosszügig zur Verfügung gestellt worden, und allerneuesten Datums ist der «Vita-Parcours» im Waldgebiet der Körperschaft.

Ehe Landwirtschaft/Wald - wie lange noch?
In der 1965 herausgegebenen Schrift zum 125jährigen Jubiläum der Holzkorporation Opfikon beginnt der derzeit amtierende Präsident, Jakob Altorfer sen., Landwirt im «Haldengut», sein Geleitwort mit der Feststellung : «In Opfikon war der Wald seit Jahrhunderten eng mit der Landwirtschaft verbunden.» Eine naturgegebene Liaison also, bei welcher zweifellos beide Teile nur gewinnen konnten. Man braucht jedoch kein Hellseher zu sein, um zu behaupten, dass dieser jahrhundertealten, glücklichen «Ehe Landwirtschaft/Wald» grosse Gefahr droht, in absehbarer Zeit einmal geschieden zu werden. Sicher wird der Wald fortbestehen; die Landwirtschaft aber? Von den 31 Mitgliedern der Holzkorporation Opfikon sind heute nur noch zwölf Teilhaber als Landwirte tätig. Die bauliche Entwicklung unserer «Stadt am Stadtrand» dürfte dazu führen, dass die Zahl der Bauern, der eigentlichen Träger der Holzkorporation, immer noch weiter abnehmen wird.

Umwandlung der Korporation
Die Umwandlung der Korporation von einer einst bäuerlichen Nutzungsgemeinschaft in eine – nur noch –Kapitalgenossenschaft ist schwerlich aufzuhalten. Man kann dies sicher nur bedauern; doch liegt der Bevölkerung von Opfikon-Glattbrugg bestimmt weniger das Schicksal der ältesten Körperschaft der Gemeinde am Herzen als vielmehr der Wald selber, von welchem man natürlich hofft, dass er mit seiner erhabenen Schönheit und wohltuenden Ruhe auch in Zukunft noch manche kommende Generation erfreuen werde.
Eines ist ganz gewiss: Wenn dereinst einmal nicht mehr bäuerliche Betreuer unseren Opfiker Wald mit derselben Hingabe und Sachkenntnis hegen und pflegen, wie dies die Männer der Holzkorporation eh und je getan haben und hoffentlich noch recht lange tun können, so braucht es unseren Nachfahren um dieses prächtige Stück Heimatboden nie bange zu sein.


Quelle: Opfikon Glattbrugg Oberhausen - Einst und jetzt 1969