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Die Glatt - unser Fluss

Der Name
"Ein schöner, klarer Fluss, so zu unterst dem Greiffensee seinen Auslauf nihmet, durch ein schön fruchtbar Geländ hinstreicht und unterhalb bey Rheinsfelden sich in den Rhein einsenket, fliesst gemeinlich ganz sanfft und glatt, danahen der Fluss selbst den Namen hat."

Der Flusslauf
Dieser Schilderung aus dem Jahre 1742 entspricht - abgesehen von der Klarheit des Wassers - auch heute noch das ruhige, friedfertige Gehaben unseres Flüssleins. Auf die Gestaltung der Bodenformation seines breiten Tals vermochte es während all der Jahrtausende kaum einen wesentlichen Einfluss auszuüben. Dazu wären ungleich stärkere Kräfte erforderlich. Diese Arbeit haben, wie die Geologen uns belehren, die Glarner Gletscher und während den Zwischeneiszeiten die Urlinth geleistet, die das heutige Zürcher Ober- und Unterland durchfloss, bis ihr eine Erhöhung des Geländes zwischen Bachtel und Pfannenstiel einen andern Weg wies. Als nach der letzten Eiszeit, vor etwa 7000 Jahren, die ungestümen Gletscherwasser unser Gebiet verliessen, entstand die Glatt als Sammelbett des Wassers aus dem nun stark verkleinerten Einzugsgebiet. Welchen Weg sie damals einschlug, wissen wir nicht. Aber gemäss der Zürichkarte von Hans Conrad Gyger floss sie im 17. Jahrhundert in vielen Krümmungen und Nebenläufen durch das ebene, grossenteils sumpfige Gelände, welches bei starken Regenfällen stets weithin überschwemmt wurde.

Glattsenkung
Den seit dem 17. Jahrhundert mehrfach vorgenommenen Flussbettkorrektionen war nur ungenügender Erfolg beschieden. Erst die 1936 begonnene Glattsenkung - in unserem Gemeindegebiet um volle drei Meter - brachte die nötige Abhilfe. Seither hat die Glatt alle Hochwasser schadlos abzuleiten vermocht, und aus den früheren Sümpfen ist fruchtbares Kulturland und wertvolles Baugebiet entstanden.

Sorgenkind geblieben
Die Glatt aber ist aus anderen Gründen ein Sorgenkind geblieben. Im eingangs zitierten Bericht aus dem Jahr 1742 war vom "klaren Fluss" die Rede. Der gleichen Quelle ist weiter zu entnehmen: "Der Fluss wird wenig beschiffet, ist aber fischreich, und sonderlich werden viele schöne Aale gefangen, die in Mengen in die Fehrne verhandelt werden." Alljährlich kamen die Fische in dichten Scharen vom Rhein her glattaufwärts, um in dem klaren, stillen Wasser der Bäche zu laichen. Zur Laichzeit konnte man auch nach 1900 noch zentnerweise Forellen und Barben in Netzen aus dem Fluss ziehen. Dann aber erkrankte die Glatt hoffnungslos, weil ihr in immer stärkerem Masse häusliches Abwasser zugeleitet wurde. So wurde sie zur Kloake des Tals, aus der die Fische entflohen und alles Leben entschwand, abgesehen von den immer üppiger wucherenden Wasserpflanzen.

Hoffnung durch Kläranlagen
Die seither allenthalben in Betrieb gekommenen Kläranlagen haben nun jedoch sichtliche Besserung gebracht. Scharenweise tummeln sich die Enten wieder im Fluss, und Angler ziehen hie und da wieder ein Schwänzlein aus dem Wasser. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Zeichen der Genesung sich mehren und dass in absehbarer Zeit wieder eine gesunde Glatt voller Leben entsteht.


Quelle: Opfikon - Stadt am Stadtrand 1980